Der Regen begleitete uns dieses Jahr nicht nur durch das Frühjahr und den Sommer, sondern bis zum letzten Lesetag.
Was geplant war, musste umgeplant werden und auch das war dann wettertechnisch anders als vorhergesagt. Ich weiß nicht, wann wir zuletzt so viele Tage Lesepause wegen schlechten Wetters hatten. Aber der Reihe nach!
Nach einem ungewöhnlich warmen Frühjahr hatten wir einen der frühsten Austriebe seit jeher. In vielen Gebieten wurde das leider durch einen Kaltlufteinbruch und daraus folgenden Frostschäden bestraft. Unsere Reben sind um Haaresbreite vom Schlimmsten verschont geblieben. Der Entwicklungsvorsprung wurde durch eine anschließende kühle Periode mit viel Regen zunichte gemacht. Der viele Regen bei frühsommerlichen Temperaturen brachte uns starke Infektionen durch Mehltaupilze. Deshalb mussten wir, wie auch 2021, einen sehr hohen Aufwand beim Pflanzenschutz betreiben. Glücklicherweise waren wir dieses Jahr schon erfahrener und konnten auch im Bio-Anbau die Schäden in Grenzen halten.
Der Regen, der uns in anderen Jahren fehlte, fiel dieses Jahr in Fülle. Alleine im September hatten wir über 130L Regen pro Quadratmeter. Unter üblichen Bedingungen hätte dies zu einer Katastrophe hinsichtlich der Pilzinfektionen geführt. Durch die schlechte Blüte im Frühjahr jedoch waren die Trauben aber zum Glück nicht sehr kompakt und die stetig kühle Witterung hat schließlich den Verderb der Trauben verhindert.
Wir konnten sogar sehr gesunde und reife Trauben ernten und diese achtsam im Keller verarbeiten. Durch die kurzen Pausen zwischen den Lesetagen sowie das gesunde und kühle Lesegut war im Keller keine extrem schnelle Verarbeitung nötig. Zwar war die Zuckerleistung (das Mostgewicht) durch die fehlende Sonne nicht so hoch wie in den vergangenen Jahren, aber sie reicht doch aus, um unserer Philosophie treu bleiben zu können: Wir mussten unsere Weiß- und Roséweine nicht mit Zucker anreichern. Auch liefen alle Prozesse im Keller sehr behutsam ab.
Besonders stolz sind wir auf eine große Neuerung in unserer Kellerwirtschaft:
In diesem Herbst haben wir unsere eigene Hefe selbst in einem Bio-Reaktor vor Ort vermehrt! Die Mutterhefe stammt aus einem 53 Jahre alten Grauburgunder-Rebstück, das schon von Beginn an ökologisch bewirtschaftet wird. Eben Bio von Anfang an!
Nun aber zu den Resultaten:
Je nach Rebsorte liegen die Alkoholgehalte der Weine 0,5 bis 1,0 Vol.% unter denen der letzten Jahre. Durch den niedrigen Ertrag haben die Weine dennoch eine extraktreiche Dichte und sind sehr kraftvoll bei niedrigen Alkoholgehalten. Dazu überzeugen die Weine des Jahrgangs 2024 durch eine besonders intensive Frucht. Es ist ein wirklicher Cool Climate Jahrgang! Es war immer sehr nass, aber kühl. Wir finden das im Nachhinein ideal und sind sehr zufrieden, entspricht es doch genau den Anforderungen des Markts und unserem eigenen Geschmack.
Die Gewinner dieses Jahres sind sicher die Burgunder, die sehr gut mit feuchter und kühler Witterung gedeihen und so sehr fruchtgeprägte Weine erbracht haben. Schwerer hatten es dieses Jahr alle Bukett-Rebsorten, die eigentlich viel lieber von der Sonne verwöhnt werden.
Bedingt durch das schlechte Wetter während der Blüte liegt die Erntemenge 2024 8 % unter dem Schnitt der letzten 15 und sogar 26 % unter dem Schnitt der letzten beiden Jahre. Es ist somit der zweitkleinste Herbst nach 2021. Da die Quantität dieses Jahr jedoch bundesweit sehr niedrig ist, wird dies die angespannte Lage auf dem Weinmarkt hoffentlich neutralisieren.
Ergebnisorientiert können wir uns auf lagerungsfähige, fruchtige Weine mit niedrigem Alkoholgehalt freuen, die uns mengenmäßig bis zum nächsten Jahrgang Lieferungsfähigkeit garantieren.