Jeder Herbst ist anders! Und erst wenn die letzten Trauben im Keller sind, kann man wirklich sagen, wie gut die Lese war.
Eine Lese, auf die dieses Sprichwort zutrifft, liegt erfolgreich hinter uns!
Aber wie gewohnt, möchte ich chronologisch erzählen:
Kurz nach dem Austrieb wurden wir zwischen Eichstetten und Bahlingen von einem Unwetter mit Hagel getroffen. Die Schäden wurden auf bis zu 80 % geschätzt. In der Gesamtsumme wurde von einem Verlust von 15 % ausgegangen.
Mit diesem Hagel-Ereignis kamen leider auch die ersten schweren Infektionen mit Peronospora. Zum Glück war es um die Blütezeit trocken, sodass wir nicht wieder die Probleme wie 2021 hatten. Allerdings verbreitete sich dieses Jahr dann der echte Mehltau sehr stark.
Die Wassermenge war in der Summe wieder zu niedrig, allerdings gab es Ende August sieben Tage Dauerregen mit 80 mm Niederschlag. Von Anfang an war klar, dass diese Lese nicht einfach werden würde.
Etwas später als die letzten Jahre starteten wir Anfang September mit der Ernte des Federweißen und gingen dann gleich zum Sektgrundwein über. Sechs Tage Sektgrundweinlese brachten bereits
12 % der Lese heim. Ein neuer Rekord, der viel Handlesepower benötigte. Aus der danach geplanten Lesepause für eine erhoffte Steigerung der Mostgewichte wurde allerdings nichts, da insbesondere Grau- und Spätburgunder durch den großen Niederschlag Ende August und den ungewöhnlich heißen September massiv von Essigfäule befallen wurden. Deshalb legten wir den Turbo ein und ernteten insgesamt 19 Tage ohne Pause. Der Leseaufwand war teilweise doppelt so hoch und es mussten schweren Herzens bis zur Hälfte der Trauben auf den Boden geschnitten werden. Wir alle waren wirklich frustriert. Das will man eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Und gerade als die Mostgewichte wieder stark stiegen, gab es am 18. September erneut 30 mm Regen.
Aber trotz des eigentlich sehr guten Wetters - der vielen Sonne und der Wärme - blieben die Zuckergehalte die ganze Zeit moderat. So konnte die Lese dann Anfang Oktober noch relativ entspannt beendet werden.
Die starke Wärme und die Essiginfektionen machten eine sehr schnelle Verarbeitung und Klärung der Moste notwendig. Hier war das Kellerteam extrem gefordert. Mit großem Stolz können wir sagen, dass wir diese Herausforderungen glänzend gemeistert haben und nun sehr klare, frische und leichte Weine im Keller haben. Im Rückblick wird man sicher sagen: „Es müssen nicht immer 13 Volumenprozent sein" und „Eine frühere Lese bzw. niedrigere Mostgewichte machen interessantere und vielfältigere Aromen".
Mengenmäßig ernteten wir durch die vielen aussortierten Trauben auf dem Boden nur durchschnittlich, was aber nach der großen Ernte 2022 und dem rückläufigen Konsum auf der ganzen Welt positiv betrachtet werden kann.
Als Fazit müssen wir ziehen, dass die Burgunder mit der Klimaerwärmung doch nicht so gut klarkommen, wie allgemein geglaubt wurde. Die Gewinner sind absolut die PIWIs. Ihre lockere Traubenstruktur, die dickere Schale und die gute Resistenz gegen die Pilzkrankheiten machten sie zu den Gewinnern.
Mein größtes Lob geht dieses Jahr an die besondere Lesedisziplin unserer Winzer. Die Trauben waren einwandfrei verlesen, sodass unser Kellerteam wunderbare Weine kreieren kann.