Das Jahr 2014 brachte mit dem Frühjahr einen frühen Austrieb der Reben. Dem trockenen Frühjahr folgte, gerade waren alle Reben gestutzt und der Pflanzenschutz beendet, ein hauptsächlich im Juli verregneter Sommer, der ein großes Beerenwachstum förderte. Der größte Schock kam Anfang August, gerade in der Urlaubszeit, mit dem Einfall der Kirschessigfliege. Mit solch einem Befall hatte nun wirklich keiner gerechnet. Nun hieß es schnell reagieren. Alle Winzer mussten sich absprechen, informieren und handeln, um einen totalen Ernteausfall im Besonderen der frühen roten Sorten zu verhindern. Mit vereinter Kraft konnte die Fliege einigermaßen im Zaum gehalten werden und Grauburgunder sowie Spätburgunder blieben einigermaßen verschont.
Trotzdem begann die Lese am 15. September 2014 panisch und sehr schnell und war schon am 10. Oktober komplett beendet. Nur sonntags konnte den Leserinnen und Lesern eine Pause gegönnt werden. Da die Trauben bis auf den aussortierten Essigbefall außerordentlich gesund waren, konnten wir das erste Mal den Vollernter in größerem Umfang nutzen, um die Trauben zum optimalen Lesetermin zügig in den Keller zu bekommen. Das ging allerdings auch nur nach etlichen Vorlesen und genauer Besichtigung der in Frage kommenden Rebanlagen.
In der vorletzten Septemberwoche konnten sich die Winzer-Gemüter dann wieder etwas beruhigen. Die trockenen, warmen Tage und die kühlen Nächte taten das ihre und dämmten den Flug der Kirschessigfliege ein. Regen gab es nur ab und zu sonntags.
Aufgrund der großen Menge sind die Mostgewichte bis Ende September nur langsam gestiegen. Erst Anfang Oktober kam es zu einem großen Sprung und es bezahlte sich aus, dass wir die meisten Rebanlagen nur vorgelesen hatten und die restlichen Trauben nun komplett in Kabinett- und Spätlese-Qualität in den Keller holen konnten. Dank des Kälteeinbruchs, der die Kirschessigfliege stoppte und geschicktem Pokern, bekamen wir gute und sehr gute Trauben in den Keller. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir unser gewohnt hohes Niveau erreichen konnten!
Insgesamt war der Ertrag der Weinlese 2014 um 30% höher als der der letzten zwei Jahrgänge und endlich wieder auf einem Niveau, wie wir es gerne im langjährigen Schnitt hätten.
Konstante Erträge bei gutem Mostgewicht erreichte der Müller-Thurgau. Mengenmäßige Verlierer waren 2014 Scheurebe und Chardonnay. Wir sind besonders stolz und froh, dass wir in diesem panischen Herbst, alle unsere Prädikats- und Selektionsweine ernten durften, obwohl es anfangs überhaut nicht danach aussah.
Die Lese war für alle eine große Herausforderung und konnte nur durch die gute Zusammenarbeit unseres gesamten Teams so schlagkräftig gemeistert werden.
Mit der Entwicklung der 2014er Weine sind wir sehr zufrieden. Sie sind sehr reintönig, fruchtig und leicht, genau wie wir es lieben.
Martin Schmidt