Dass 2021 ein besonderes Jahr werden würde, ließ sich schon früh erahnen.
Im April ist der Kaiserstuhl von Spätfrösten heimgesucht worden. 30 % des Ertrags wurden schon dort dezimiert. Folglich trieben die Knospen unterschiedlich schnell oder gar nicht aus und dies führte schon im Frühjahr, also von Anfang an, zu verschiedenen Wachstum-Stadien. Ein Teufelskreis wurde in Gang gesetzt:
Mit dem Ausbrechen musste abgewartet werden, weil man erst sehr spät sehen konnte, welche Triebe überhaupt Trauben tragen würden. Die Laubwandgestaltung konnte nicht optimal geplant werden, vor allem unsere Bio-Anlagen litten unter dieser Ungewissheit darunter sehr.
Nach drei trockenen Jahren waren wir Winzer eigentlich froh, dass es wieder ordentlich Niederschlag gab. Doch diese waren dann so extrem, dass von der Blüte bis zur Ernte des Federweißen das Laub bis auf sechs Tage jeden Tag nass war. Starke Infektionen von Mehltau (Peronospora) in den Reben waren die Folge. Im Bio-Anbau resultierte das zu Ausfällen von über 50 % und auch sonst führten in diesem besonderen Jahr kleinste Fehler zu massiven Ertragseinbußen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind völlig neue Herausforderungen für die Winzer. Selbst mit der 35-jährigen Erfahrung im Ökologischen Weinbau waren wir in machen Parzellen machtlos gegenüber den starken Infektionen. Für unseren Bio-Anbau waren dies sehr bittere Erfahrungen. Der Anbau von neuen robusten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwi) ist die logische Lösung und diese werden wir deshalb noch weiter forcieren. Mit 25% Piwi-Anteil im Ökologischen Weingut Schmidt liegen wir hier schon sehr weit vorne.
Durch den verzögerten Austrieb und den kühlen Sommer startete die Lese auch erst relativ spät am 20. September. Vorab konnten in Vorlesen und Lesen für Sektgrundweine bereits sehr reife Trauben geerntet werden.
Doch leider war auch während der Lese das Wetter nicht optimal. Wir hatten jedes Wochenende zwischen 6 und 30 mm Regen. Die Lese musste deshalb zügiger und schneller starten als erwartet und bereits nach drei Wochen waren alle Trauben im Keller.
Positiv überrascht wurden wir dann doch noch von einer sehr guten Traubengesundheit, von stabilen Säurewerten und einer weniger zeitaufwändigen Verarbeitung der Trauben als sonst. Da die Menge gering und die Temperaturen während der Lese nie sehr hoch waren, hatte das Kellerteam fast ohne Nachtschichten mehr Zeit für eine sorgfältige Verarbeitung.
Zusammenfassend sind wir mit der Qualität sehr zufrieden. Die Struktur, die Entwicklung und das Potenzial des Jahrgangs sind hervorragend. Das ist auch nicht verwunderlich, da sehr viele Anlagen nicht einmal die Hälfte des durchschnittlichen Ertrags der Vorjahre erreichten. Der große Verlierer in diesem Jahr ist der Spätburgunder mit gerade mal 50 L/ar. Das ist genau die Menge, um aus den Spätburgundern so viel Rosé zu keltern, dass wir dort lieferfähig bleiben.
Es ist ein Novum in der langen Geschichte des Weinguts, dass kein Spätburgunder Rotwein erzeugt wurde. Zum Glück haben wir noch zwei Top-Jahrgänge Rotwein im Keller reifen, die wir mit Freude verkaufen werden.
Der Ertrag bei Weiß- und Grauburgunder lag etwas höher, aber auch nicht über 60 L/ar.
Durch die gute Wasserversorgung, die niedrigen Erträge und optimalen Säurewerte wird der Wein des Jahrgangs 2021 als einer der sehr haltbarer gelten.
Der Ernteausfall von über 30 % ist aber nicht zufriedenstellend.
Wir hoffen, dass die Menge konventioneller Weine ausreicht, um den Anschluss an die Ernte 2022 zu halten. Bei den Bioweinen wird dies leider nicht gelingen.
Martin Schmidt